Kurt Cobain – Better Listen

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Auf dem Höhepunkt seines Erfolges, frisch verheiratet und als Vater einer zweijährigen Tochter, spritzte sich Kurt Cobain am 5. April 1994 eine Überdosis Heroin und erschoss sich. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, der mit einem Zitat des Neil-Young-Songs My My, Hey Hey (Out of the Blue) endete:

„It’s better to burn out than to fade away.”

War Kurts Freitod das naheliegende oder gar zwangsläufige Ende seines außer­gewöhnlichen Lebens? Oder war dieses Schicksal abwendbar?

Kurt Cobain gilt vielen als der wichtigste Repräsentant der Generation X. Die dramatisch-musikalische Biographie „Kurt Cobain – Better Listen“ zeichnet die Entwicklung eines eigenwilligen Individuums bis zu dessem tragischen Ende nach. Im künstlerischen Schaffen Kurt Cobains spiegeln sich Weltschmerz, Unbehagen und Zukunftsangst der Generation X wider. Joe Biden wählte nicht zufällig als musikalisches Begleitprogramm für seine Amtseinführung die Rockband The Foofighters des Nirvana-Drummers Dave Grohl, die in der feministischen, pazifistischen und antirassistischen Tradition Nirvanas steht.

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Kurt Donald Cobain wurde am 20. Februar 1967 in Aberdeen im Bundesstaat Washington geboren, einer verregneten Kleinstadt im Nordwesten der USA; damals eine Gegend mit einer der höchsten Selbstmord-R­aten in den USA, geprägt durch den Niedergang der Holzindustrie, hohe Arbeitslosigkeit, weitverbreiteten Alkohol- und Drogenkonsum.

Nach der Trennung der Eltern, die Kurt traumatisierte, wurde bei ihm ADHS diagnostiziert, und er musste Ritalin einnehmen, um seine Hyperaktivität zu unterdrücken. So vorstadt-bilderbuchmäßig Kurts Kindheit bis dahin war, so unstet wurde seine Jugend.

Nach mehreren heftigen Streitereien mit beiden Elternhäusern wechselte Cobain in dieser Zeit und den folgenden Jahren mehrmals den Wohnsitz: zehn verschiedene Familien in vier Jahren.

Mit 18 Jahren brach Cobain die Schule ab und zog nach Olympia, Washington. Dort lebte er zusammen mit seiner Freundin Tracy Marander. In dieser Zeit schrieb er den Song „About a Girl“. In der Zeile „I can’t see you every night. Free“ wird Kurts Antriebslosigkeit thematisiert, mit der Tracy nicht zurechtkam.

Kurts Fluchtpunkte waren seine Vorliebe für Punk-Bands wie die Sex Pistols und die Ramones. Er fing an, Gitarre zu spielen. 1982 lernte er Krist Novoselic kennen. Mit ihm sollte Cobain 1987 die Band Nirvana gründen. Später kommt der heute noch dank seiner Foo-Fighters-Karriere berühmte Dave Grohl als Drummer dazu.

Kurt freundete sich auch mit Buzz Osborne (Sänger/Gitarrist) und Dale Crover (Schlagzeuger) von der Band The Melvins, an. Er und Crover spielten auch bei Fecal Matter, Cobains erstem Musikprojekt. Auch wenn der spätere Musikstil wenig mit dem der Melvins zu tun hatte, beeinflusste ihn Buzz entscheidend, da er ihn an Indie- und Punkrock heranführte.

Die Anfänge von Nirvana waren von vielen kleineren Auftritten in Seattle geprägt. Seattle gilt als Wiege des Grunge. Auch andere Musikgrößen wie Pearl Jam, Soundgarden, Alice in Chains und Jimi Hendrix entstammen dem obersten Nordwesten der USA.

Das Debüt-Album von Nirvana, Bleach, erschien 1989 und galt noch als Geheimtipp unter Punkfans. Im September 1991 erschien das zweite Studioalbum Nevermind. Nach nur wenigen Wochen erreichte es Platinstatus und entthronte postwendend Michael Jacksons Album Dangerous, das bis dato den ersten Platz der Charts anführte. Die erste Single-Auskopplung Smells Like Teen Spirit gilt bis heute als Hymne der Rockmusik. Auf ihre erste Single folgten weitere Hits wie Come As You Are, In Bloom oder Lithium.

Mit dem Ruhm stieg auch Kurts Heroinkonsum. Da er zudem an chronischen Magenschmerzen litt, dämpfte der Stoff seinen Schmerz.

Auch die Ehe mit Courtney Love und die Geburt der gemeinsamen Tochter Frances Bean dämpften nicht seinen selbstzerstörerischen Lebensstil. Bei Live-Auftritten vergaß Kurt nun Texte und Akkorde, so dass ein weiterer Gitarrist, Pat Smear, engagiert wurde. Mehrere Entzugskuren halfen nicht.

Trotz allem entstand das dritte und letzte Studioalbum In Utero 1993. Das Werk war noch aggressiver als Bleach und Nevermind. Der Albumtitel stammt vom Bassisten Krist Novoselic, Cobain wollte das Album eigentlich I Hate Myself And I Want To Die nennen. Das war auch des Öfteren die Antwort von Cobain auf die Reporterfragen, wie er sich fühlte.

5-cobain-project-by-nejla-yilmazturkAm 18. November 1993 wird das mittlerweile legendäre Live-Akustik-Album Nirvana MTV Unplugged In New York aufgezeichnet. Das gesamte Setting war als Beerdigung inszeniert. Nirvana, aber vor allem Cobain, bestanden darauf, dass alles mit weißen Lilien und schwarzen Kerzen ausgestattet werden sollte. Ein Hinweis auf Kurts weiteres Schicksal?

Anlässlich der Veröffentlichung von In Utero stand auch eine Europatournee an. Am 01. März 1994 war in München das letzte Konzert von Nirvana zu sehen.


Verwendete Quellen

Literatur

Danny Goldberg: Erinnerungen an Kurt Cobain. Hannibal Verlag 2019

Kurt Cobain: Tagebücher. Kiepenheuer & Witsch 2002

Michael Azerrad: Nirvana. Come As You Are: Die wahre Kurt Cobain Story. Hannibal, St. Andrä-Wördern 1994,

Charles R. Cross: Der Himmel über Nirvana – Kurt Cobains Leben und Sterben. Hannibal, Höfen 2002

Here We Are Now. The Lasting Impact of Kurt Cobain. Harper Collins 2014

Everett True: Nirvana: Die wahre Geschichte. Aus dem Engl. von Kirsten Borchardt.Höfen : Hannibal 2008

Dirty blonde: die Tagebücher / Courtney Love. Aus dem Amerikan. von Clara Drechsler

Kiepenheuer & Witsch 2007

Jeff Apter: Dave Grohl: die frühen Jahre. Nirvana – Foo Fighters. Bosworth Music, Berlin 2011

Filme

Kurt Cobain: About a Son, Dokumentarfilm, 2007, Regie: A. J. Schnack
Cobain – Montage of Heck, Dokumentarfilm, 2015, Regie: Brett Morgen
Kurt & Courtney, Dokumentarfilm, 1998, Regie: Nick Broomfield

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